Jahresausflug mit dem HGV Stuttgart-Ost
Auf den Spuren unserer Vorfahren wandelte der Handels- und Gewerbeverein (HGV) Stuttgart-Ost Anfang Oktober bei seinem Jahresausflug: Mal ging es um das dörfliche Leben in vergangenen Jahrhunderten, mal um eine stillgelegte und wieder aktivierte Eisenbahn.
Im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck, zwischen Schwäbischer Alb, Donautal und Hegau gelegen, spürten die Ausflügler der Lebensweise unserer Vorfahren nach. Ein besonders hartes Leben hatten die Weber, die in düsteren, feuchten Kellern arbeiteten: Dieses Raumklima tat den Flachsfasern gut, der Gesundheit der Weber allerdings ganz und gar nicht. Sie wurden von den verschiedensten Krankheiten heimgesucht, darunter häufig Depressionen. Die Lebensbedingungen waren aber auch sonst schwer: kleine Betten, in denen mehrere Personen schliefen, magere Kost und die Kälte im Winter. Wie dick die Luft in einem Schwarzwälder Rauchhaus ohne Kamin gewesen sein mag, malt man sich lieber nicht aus.
Heute verbreiten im Freilichtmuseum die dampfenden Misthaufen unter Holunderbäumen, teilweise samt scharrender Hühner, eine Art Dorfidylle. Aber nach allem Gehörten und Gesehenen sehnte sich danach wohl keiner der Besucher. Besonders spannend für die HGV-Mitglieder war die Besichtigung eines dörflichen Kaufhauses mit mehreren Abteilungen: Die Familie Pfeiffer betrieb schon Mitte des 19. Jahrhunderts in Stetten am kalten Markt einen kleinen Handel, der mit den Generationen immer größer wurde. Bis 1995 bestand das Dorfkaufhaus; nach dem Tod des letzten Besitzers fanden sich unzählige, über die Jahrzehnte angesammelte Artikel – eine wahre Fundgrube für das Museum.
Aufs schwäbische Mittagessen im Museum folgte eine unerwartete spannende Episode des Tagesausflugs: die Weiterfahrt mit dem Bus zum Bahnhof der Sauschwänzlebahn in Weizen. Die Zeit war knapp kalkuliert, eine Extra-Schleife wegen Falschfahrens kam dazu und schon bangten alle, ob es wohl noch zur letzten Abfahrt des Tages reichen würde. Es reichte, aber wirklich nur um Haaresbreite - womöglich hat die historische Bahn sogar extra auf die Stuttgarter gewartet. Die genossen die gewundene Strecke über Viadukte und Schluchten, durch Tunnel und enge Kehren im historischen Waggon, oder sie ließen sich draußen auf der Plattform den Wind um die Nase wehen.
Ein Blick ins Museum im Zielbahnhof Zollhaus-Blumberg brachte die Geschichte der 1976 von der Bundesbahn stillgelegten und 1977 als Museumsbahn wieder aktivierten Zugstrecke nahe. Und zum Schluss durfte auch ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte nicht fehlen, bevor sich die Gruppe mit vielen neuen Eindrücken erfüllt auf den Weg nach Hause machte.
Neben HGV-Mitgliedern waren auch einige Bewohner aus dem Osten, teilweise sogar ganze Familien, dabei. Sie hatten das Programm in „Ihr Stadtteil aktuell“ gelesen und schnell bei Friseur Heinz Härle, der jedes Jahr den Ausflug organisiert, gebucht. „Das Angebot ist wirklich super – mit Bus, mit Mittagessen, mit Bahnfahrt“, sagte Michael Brombacher. „Das ist wirklich unschlagbar.“ aia
Führung durchs Freilichtmuseum.
Gut gelaunte Ausflügler am Bahnhof Zollhaus-Blumberg.
Eine Hirtin beaufsichtigt ihre Schweine.