Altersmedizinisches Zentrum im Karl-Olga-Krankenhaus
Maria Z. ist 83 Jahre alt. Die alte Dame wohnt alleine und kann sich noch gut selbst versorgen, viele Wege legt sie nach wie vor zu Fuß zurück. Doch dann stürzt sie auf der nassen Treppe am Hauseingang und zieht sich einen Oberschenkelhalsbruch zu. Im Krankenhaus wird Maria Z. innerhalb von 24 Stunden operiert, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Alles geht gut, trotzdem wirkt die83-Jährige danach verwirrt und hilflos und lässt sich auf die Physiotherapie nur widerstrebend ein. Sie wird als vorläufig nicht reha-fähig eingestuft.
In dieser Situation führt der Weg der Patienten oft ins Pflegeheim, möglicherweise für immer. Das möchte niemand. Hier die Weichen anders zu stellen, ist das Ziel eines Alterstraumatologischen Zentrums. Im Karl-Olga-Krankenhaus hat der Stuttgarter Osten ein solches Zentrum; es soll noch in diesem Jahr zertifiziert werden.
„Wir versuchen, das Level wieder zu erreichen, mit dem die Patienten gekommen sind“, erklärt Dr. Markus Gerlach, der Chefarzt der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Karl-Olga-Krankenhaus. „Wir“ ist ein interdisziplinäres Team an Fachleuten, die Hand in Hand zusammenarbeiten. Dazu gehören Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Psychologen, speziell geschulte Pflegekräfte und eine geriatrische Abteilung oder zumindest ein Geriater. Sie alle sorgen gemeinsam und im Austausch für eine intensive Nachbetreuung nach der OP.
Zielgruppe sind Menschen ab 70, die mobilitätseingeschränkt sind und Nebenerkrankungen haben. Denn bei ihnen ist die Problemlage oft so komplex, dass sie nur von den Fachleuten richtig gedeutet wird. Einmal die Woche kommt das Team zur Besprechung zusammen, es hat aber auch standardisierte Abläufe zur Hand, wie in bestimmten Situationen - beispielsweise einem Delir -vorzugehen ist. Physiotherapie wird bei Bedarf mehrmals täglich angeboten, Ernährung und Osteoporose-Therapie sind weitere wichtige Säulen speziell in der Altersmedizin.
Wenn irgend möglich, versucht man, den Patienten die Rückkehr in ihr bisheriges Leben zu ermöglichen. Der erste Schritt ist dabei oft, sie fit genug für die Reha zu machen.
In Stuttgart gibt es bereits zwei zertifizierte Alterstraumatologische Zentren im Marienhospital und im Robert-Bosch-Krankenhaus. Das dritte im Karl-Olga-Krankenhaus arbeitet bereits und wird in den kommenden Monaten den Zertifizierungsprozess durchlaufen. Damit habe man eine sehr gute Abdeckung in der Landeshauptstadt, sagt Chefarzt Gerlach – und die Bewohner des Ostens profitieren davon besonders, denn ein solches Zentrum kooperiert mit Hausärzten, Pflegediensten und auch Pflegeheimen und strahlt somit in den Stadtbezirk aus.
Patienten-Arzt-Seminar: Mehr über die alterstraumatologische Behandlung im Karl-Olga-Krankenhaus kann man bei einem Seminar am Dienstag, 11. September erfahren. Unter dem Titel „Knochenbrüche im höheren Alter – zurück ins gewohnte Leben“ referiert die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie Sandra Himstedt über die möglichen Ursachen von Stürzen im hohen Alter, über ihre Folgen und Behandlungsmöglichkeiten. Alle Interessierten sind zu der Veranstaltung eingeladen, die von 17 bis 18.30 Uhr im Raum K4/K5 auf Ebene 5 des Krankenhauses stattfindet.